Früh am Morgen wollen wir aufstehen, auf 6 Uhr steht unser Wecker, wollen wir doch spätestens 07:30 Uhr am Busdepot in der Lavender Street (Singapur) sein, um unseren Bus nach Melaka zu erwischen, der um 8 fährt – 30-15 Minuten vorher solle man da sein.
Doch schon um kurz nach 5 sind wir wach, an nochmal schlafen ist ohnehin nicht zu denken, also klappen wir den Laptop auf, lesen Mail, und packen dann zusammen und checken aus.
Draussen ist es um kurz nach 6 erstaunlich angenehm frisch, es hängt auch keine Saunafeuchte in der Luft – ideale Bedingungen um sich auf die knappe Stunde Fussweg (eine Station MRT inklusive, aber mehr aus Bequemlichkeit mit Gepäck als wirklich nötig) zu machen. Auch ein kleiner und zum Glück nur dünner Regenschauer stört nicht weiter. Auf dem Weg zur Bushaltestelle stoppen wir an einem Cheerio, ein Minimart ähnlich 7/11, und kaufen Bonbons. Und gegen 7 sitzen wir bereits bei Nieselregen unter dem Dach am Busdepot und geniessen einen kühlen Morgen in Singapur, der nur durch eine mich mehrfach zerpieksende Mücke etwas gestört wird.
Vor uns liegt das Stück Reise, das mir in der Planung am meisten Sorge bereitet hat – der kleine Grenzverkehr zwischen Malaysia und Singapur scheint etwas kompliziert zu sein, was auch an der Topographie liegt. Im Lonely Planet: Malaysia, Singapore & Brunei stand zu lesen dass es bisweilen passieren kann dass man auf der anderen Seite der Grenze – welche man zu Fuß queren muss – schon mal erleben könne dass der Bus weg sei…
Doch zunächst führt uns die Fahrt im nicht voll besetzten Bus erst einmal fast 40 Minuten durch Singapur, und die morgendliche Rush-Hour. Das ist ein ganz anderer Blick auf den Inselstaat als das Sightseeing im Innenstadtbereich. Auch hier fällt auf dass Singapur eigentlich beständig under heavy construction ist, alte kleinere Wohnblocks grossen high rises weichen, aber dennoch sehr viel gut gepflegtes Grün allerorten zu sehen ist. Natürlich ist es auch von Vorteil dass hier Bewässern schwerlich nötig sein dürfte.
Am Grenzposten hält unser Bus. “Passport only” sagt das Faktotum aka der zweite Busfahrer laut an.
Brav tappsen wir aus dem Bus, stellen uns an einer Schlange der riesigen Abfertigungshalle an, beobachten wie ein genervter Grenzer sich mit offenbar nur unzureichend auf den Trip vorbereiteten Schülern in Uniform herumschlägt, eilen nach dem unkomplizierten Ausreisevorgang nochmal schnell zu den Toiletten (sicherheitshalber), und dann steht auch der Bus schon wieder direkt vor unserer Nase, um uns ein ganzes Stück weiter zur malaysischen Seite des Checkpoints zu bringen – einmal über die riesige Brücke, die die Meerenge zwischen den Staaten überspannt und noch ein ganzes Stück ins Land hinein, wo es nun heisst mitsamt Gepäck und Zolldeklaration einreisen und sich auf Immigration card und Pass die benötigten Stempel zu holen. Auch das geht erfreulich stressarm und unkompliziert vonstatten.
Wieder beim Bus angekommen, fühle ich mich sehr erleichtert, und als das Vehikel dann endlich auf der Autobahn Melaka ansteuert, gönnen wir uns zur Belohnung ein paar Kekse aus der Oreo-Rolle, die unseren Reiseproviant darstellt.
Die Fahrt an sich ist relativ langweilig, und wir versuchen soweit möglich zu dösen. Knapp 300 km liegen zwischen Singapur und Melaka, auf malaysischer Seite immer noch ca. 250, die man so gut wie komplett auf der (mautpflichtigen) Autobahn zurücklegt – Strasse, Palmen, viel Grün, mehr gibt es nicht zu sehen.
Unterwegs stoppen wir noch einmal, für einen Imbiss, so gewünscht, Fahrerwechsel, wer möchte kann beim Fahrer Geld tauschen. Wir tauschen unsere Singapurdollars in Ringgit, dann gebe ich mir Mühe die Ekelattacke beim Anblick der versifften Klos an der Raststätte im Nirgendwo neben der Autobahn zu verkraften (einer jungen Singapurchinesin aus unserer Reisegruppe geht es sichtlich nicht besser). An einem Stand erwerben wir ein Stück frische, vollreife Ananas (yummy, alles meins, Torsten verabscheut Ananas), sehen zu wie die Busfahrer nasi goreng essen und Kaffee oder Tee trinken, dann geht’s weiter.
Eine malayische Muslimin hält in gebrochenem Englisch einer Singapur-Chinesin einen flammenden Vortrag über Religion, dessen Quintessenz in etwa ist, dass nur 1 von 75 Gläubigen in den Himmel komme und der Rest in die Hölle wandere, dass ein wahrer Muslim sich durch Studium der Schriften und rechte Lebensweise auszeichne, und dass Singapur dem Untergang geweiht sei weil es da nicht genug Moscheen gebe und die ganzen unreinen Touristen da in Moscheen hineindürften und diese verschmutzten, obwohl doch sogar die Katholiken überall heiliges Wasser für die Reinigung in ihren Tempeln hätten, plus ein paar Baukastensätze die durchaus auch von fundamentalistischen Christen oder anderen Vertretern aggressiver monotheistischer Religionen hätten stammen können.
Einer der Busfahrer schnieft, rotzt und röchelt sich mit der Regelmässigkeit einer uralten Dampflok durch die Strecke, ausserdem palavern beide lautstark. Kurz vor Melaka steigt der eine aus, dafür eine ältere Chinesin ein (neben der Strecke), die sogleich den Part des Entertainers übernimmt und gefühlte 30 Minuten ohne Luftholen in einem sehr eigenartigen lokalen Dialekt – anscheinend eine Mischung aus Mandarin, Bahasa Melayu und Englisch – laut irgendwas dem Fahrer erzählt.
Ankunft Melaka Sentral, Busdepot. Auf die grüne Wiese, direkt neben einen gigantischen TESCO Supermarkt, der mit einer Fussgängerbrücke über die viel befahrene Strasse mit dem Busdepot verbunden ist, hat man das neue Busterminal von Melaka gebaut, und hier sieht es auch so aus wie ich mir ein (grosses) Busterminal vorgestellt habe – jede Menge Buden, ein grosses Dach, ein Terminal für Überlandbusse, ein Terminal für regionale Busse, dazwischen pulsierendes Leben, dutzende Busse, und ein undurchschaubares System privater Busbetreiber. Keine Fahrpläne, keine Linienpläne, keine Streckennetzübersicht, keine Preise, nur tobendes Chaos im Stil eines orientalischen Basars, das aber auf hohem Niveau. In alle Kampungs des Bundesstaates Melaka kann man hier fahren, vorausgesetzt man blickt durch wer wann ab wo wohin fährt, und an den Rändern befinden sich Coffeeshops, Imbissbuden, und allerlei Lädchen aller Arten.
Nach der Anfangsverwirrung – das hier ist der komplette Kulturschock gegenüber Singapur – finden wir auch die Buslinie 17, die uns (der Hinweis im Lonely Planet ist korrekt) nach Chinatown bringen soll.
Der Town Bus, den wir besteigen, und der die sensationelle Summe von 1 Ringgit (“One Dollarrrrrr”) für die Strecke verlangt, ist ein Vehikel wie aus anderen Zeiten. Wir können uns nicht ganz einigen ob die verrostete Karre nun ein Seelenverkäufer oder ein Buszombie ist, jedenfalls hat sie geschätzte 23 Grad Schlagseite nach links, und bei scharfen Kurven fragt man sich schon ob das Ding gleich einfach umkippt und liegenbleibt. Aber wir schaffen es heil bis zum Stop “Chinatown”, der genau vor der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit Melakas, dem “roten Platz”, hält. Von hier sind es nur wenige Meter Fussweg zu unserem Hotel, dem Heeren House.
Das Heeren House nennt sich selbst Gästehaus, und hat auch nur wenige Zimmerchen, die in einem alten chinesischen “merchant house” gelegen sind, dem ehemaligen Haus eines reichen chinesischen Händlers. Im Erdgeschoss findet sich neben Rezeption und Cafeteria auch ein Kunsthandwerk-Shop, beim Betreten hat man das Gefühl in einem Antiquitätenladen gelandet zu sein, und dieses Gefühl hält sich auch wenn man die Zimmer betritt, die liebevoll mit passenden alten Möbeln im Peranakan-Stil ausgestattet sind, aber auch Details wie Klimaanlage und Badezimmer nicht vermissen lassen. Besonders schön sind die alten, glatten, dunklen Holzböden.
Inhaber Bernhard Tan hat in einem früheren Leben wohl im Sheraton in Daressalam, Brunei, gearbeitet, Urkunden an den Wänden zeugen davon, woher der Mann, der mit seiner Frau Liz das Guest House führt, das Geld für diese Investition hatte.
Er zeigt uns das Zimmer, erklärt wie die Klimaanlage bedient wird und wie man heisses Wasser bekommt, und hier löst sich nun auch unser Rätsel aus Singapur – an einer der vielen Schalterdosen mit einem Lämpchen muss man zunächst den Strom für den Durchlauferhitzer anschalten ehe heisses Wasser kommt, und ich erinnere mich, im Hangout zwar keinen Durchlauferhitzer, aber genau diese Konfiguration irgendwo an der Wand in unverdächtiger Position gesehen zu haben…
Die Dusche allerdings vertagen wir – zunächst mal wollen wir noch Geld wechseln gehen und bei der Gelegenheit auch gleich den im Lonely Planet empfohlenen Rundgang durch die Altstadt von Melaka absolvieren. Und dabei stellen wir auch den wesentlichen Unterschied zu Singapur fest: Fussgänger sind hier einfach nicht vorgesehen.
Im Juli diesen Jahres sind die Altstädte von Melaka und Georgetown (auf Penang) als UNESCO-Weltkulturerbe an der Strasse von Malakka ausgezeichnet worden, worauf man sehr stolz ist. Rege Bauaktivitäten sollen den touristischen Status der Stadt weiter erhöhen, von der Anlage einer 15 km langen Promenade entlang des Ufers des Melaka River,
über Ausgrabungen am alten ehemaligen Fort bis hin zur Wiederherstellung alter Häuser aus portugiesischer und holländischer Zeit. Das mag man aber kaum glauben, wenn man die Jalan Tun Tan Cheng Lock heruntergeht. Hier gibt es viele sehr schöne sehr alte chinesische Kaufmannshäuser, deren Schönheit allerdings darunter leidet dass hier auf der Breite von 1 Spur eine der Hauptverkehrsadern der Stadt ungebremst durchfliesst und Bürgersteige o.ä. nicht vorkommen, stattdessen steil abfallende Kanäle zu beiden Seiten der Strasse das Gehen erheblich erschweren.
Hier zu Fuss entlang zu gehen ist schon beinahe selbstmörderisch.
Würde man diese Strecke komplett zur Fussgängerzone machen und die alten Häuser wieder herrichten, könnten die vielen Schmuckstücke alter chinesischer Häuser glänzen und viel zur “Attraktion” Melaka beitragen. So aber ist dieser Abschnitt des Rundgangs eher eine Qual.
Sehr hübsch ist auch das Hotel Puri, das auch auf unserer Auswahlliste für Melaka stand:
Die Tour führt entlang vieler alter Häuser und immer wieder Tempel. An der Jonker Street (man fühlt sich bei dem Namen fast nach Amsterdam versetzt) halten (wohl dank breiter Strasse die es hergibt) die Busse mit den Tagestouristen, hier gibt es riesige Souvenirläden am hinteren Ende, und ein Schwall Touris kommt aus einem überdimensionierten Pseudo-Antik-Laden. Wir verziehen uns lieber weiter auf unseren Rundgang.
Auf der Chinatown-Seite der Stadt hat man in der Tat das Gefühl sich in China zu befinden, ich habe hier in 20 Minuten mehr Chinesisches entdeckt als in Singapur in zwei Tagen. Zu den Highlights, die im wilden Durcheinander verdreckter vollgestopfter Strassen fast völlig untergehen, gehört etwa der älteste chinesische Tempel der malaysischen Halbinsel (Baujahr 1673), der Cheng Hoon Teng Tempel, versehen auch mit einem Infoschild des Heritage Trail.
oder auch alte chinesische Gildenhäuser
und aus der Abteilung Osbkures ein handwerklicher Schuhmacher, bei dem man auch Schuhe für gebundene Füsse kaufen kann.
Unterwegs stossen wir auf das Restaurant Famosa Chicken Rice Balls, benannt nach dem alten portugiesischen Fort in der Stadt, A’Famosa, und ich erinnere mich, darüber im Lonely Planet Guide World Food Malaysia & Singapore gelesen zu haben – das passt bestens, denn wir haben Hunger. Wir entscheiden uns für “roast chicken rice balls” und Zitroneneistee, der frisch gemacht ist und wunderbar eiskalt und säuerlich gegen die ansteigende Tageshitze Wirkung zeigt.
Die Rice Balls sind eine lokale Spezialität, aus Klebreis hergestellt, der Rest erinnert an (guten) Hainanese Chicken Rice. Für rund 4,50 Euro inklusive Getränke gesättigt, absolvieren wir Teil 2 unserer Tour durch die Stadt.
Das Pflichtprogramm par excellence: roter Platz, Uhrenturm, Christ Church, Stadthuys, die rotwandigen Überbleibsel der holländischen und britischen Kolonialherrschaft.
Vielleicht liegt es daran dass ich europäische Architektur des 17. und 18. Jahrhunderts nicht wirklich aufregend finde – die asiatischen Touristen die überall ihre kleinen Digicams hochhalten und sich gegenseitig vor den Gebäuden ablichten sind augenscheinlich anderer Ansicht – vielleicht liegt es daran, dass ich mir das alles eine bis zwei Dimensionen grösser vorgestellt hatte, aber mich reisst das nicht wirklich vom Hocker. Dafür haut einen fast die ohrenbetäubende Indische-Disko-Ghettoblastermusik der quietschbunt überdekorierten Rikschas aus den Schuhen, die hier auf Tourifang aus sind. Immerhin gibt es oberhalb des Stadthuys ein paar schöne alte Fahrzeuge, darunter ein altes Feuerwehrfahrzeug, zu bestaunen.
Wir erklimmen die ebenso steilen wie ungleichmässig hohen und nicht selten ohne Geländer auskommenden Stufen zum Bukit St. Paul und schauen auf die Strasse von Melaka.
Ja, nett, aber irgendwie auch kein wirklich schöner oder gar atemberaubender Anblick, zumal davor noch reichlich Stadt liegt. Mit einem Spaziergang an der im oberen Teil schon fertiggestellten Flusspromenade beschliessen wir den Ortsrundgang und versuchen noch schnell den Cache Melaka Tree zu heben, der sich aber augenscheinlich nicht an den Koordinaten befindet. Also müssen wir im Hotel nochmal in den Hint schauen und wiederkommen.
Der Versuch, in der Bank an der nächsten Strassenecke Geld zu tauschen, führt dazu, dass uns als wir dran sind (es hängen Wechselkurse aus) der Banker erklärt wir müssten “outside the building” zu einem Geldwechsler. Nur ist weit und breit kein Geldwechsler auszumachen. Wir fragen einen älteren Chinesen – oder vielmehr er sieht unsere suchenden Blicke und springt ein, erklärt uns wortreich wo der Geldwechsler zu finden sei und bringt uns dann doch persönlich hin, hält sogar noch für uns den dichten Strassenverkehr an, damit wir auf die andere Strassenseite zur Wechselstube gelangen können, und ist offensichtlich sehr glücklich damit uns geholfen zu haben. Eine sehr nette Erfahrung.
Nunmehr mit ausreichend Ringgit versehen, begleichen wir auch gleich unsere Hotelrechnung (139 RM, etwas mehr als 30 Euro für 1 Nacht inklusive Frühstück), und geniessen den Luxus einer ausgiebigen warmen Dusche. Es ist nach mehreren Tagen schweisstreibend tropischem Klima geradezu luxuriös, sich mal wieder richtig sauber zu fühlen. Da der Chef des Hauses wohl im Inet surft ist auch das WLAN offen und wir checken bei der Gelegenheit unsere Kreditkartenbuchungen (nichts von AirAsia, unser Versuch gestern online Tickets zu kaufen ist also wirklich gescheitert), Flüge von KL nach Penang, die Frage wie man von KL nach Subang National Airport kommt (tendenziell nur per Taxi), und beschliessen Abendessen zu gehen.
Unterwegs finden wir, nun schlauer geworden, unseren ersten Cache in Malaysia, haben aber keinen Stift dabei. Wir Helden.
Das UE Tea House, für seine Dim Sum bekannt und deswegen auf meinem Plan, macht allerdings nicht , wie im Netz zu finden, um 18 Uhr auf, sondern um 18 Uhr zu (klingt für Dim Sum auch eigentlich logisch). Und damit ist es, wie wir sehr schnell feststellen, keineswegs alleine. Melaka klappt die Bürgersteige hoch.
Nun ist es vielleicht ohnehin unschlau am Donnerstag abend, wenn das muslimische Malaysia ins religiöse Wochenende geht, zur Gebetszeit etwas zu essen zu suchen. Aber auch später wird das wenig besser und wir argwöhnen, dass es noch einen Grund gibt warum hier plötzlich die Strassen verwaist sind und die Restaurants beinahe alle geschlossen: Der Tagestourismus ist weg.
Das Food Center am Nachbau eines alten portugiesischen Schiffes und Maritimen Museum schliesst gegen halb 7. Auf haben nur die Bars (Alkohol, nicht muslimisch, nichts Vernünftiges zu essen), ein kleines chinesisches Hinterhofteehaus, ein kleiner indischer Laden mit Getränken gegenüber des Famosa Restaurants (von dem auch nur 1 Filiale auf hat), ein nobles europäisches Restaurant mit mediterraner Küche, und eben das Famosa, wo wir nun reichlich entnervt nach einer zweiten Runde durch die Altstadt Roast Pork, Rice Balls und Choi sum aus dem Wok essen.
Um 20 Uhr sind wir wieder am Heeren House. Am Ufer des Flusses hat man einen schönen Blick auf die beleuchtete Promenade – wenn dieser Teil fertig ist wird es hier recht hübsch aussehen. Müde klappen wir die Fensterläden vor unserem Fenster zu und krabbeln dieses Mal früh ins Bett.
Um 3 Uhr früh wache ich auf, stelle die Klimaanlage erneut an, obwohl das Geräusch nervt, aber nachdem eine mich umsirrende Mücke mich bereits mehrfach diese Nacht erwischt hat, beschliesse ich das Biest eben zu schockfrosten und noch ein bisschen Reisebericht zu tippen. Morgen, oder eher in ein paar Stunden nach dem Frühstück, geht es weiter nach KL.
Nach etwas mehr Schlaf wache ich um halb 7 zu prasselndem Regen auf. Na super. Ich fange an zusammenzupacken, um halb 8 regnet es immer noch in Strömen und wir überlegen ein Taxi zum Busbahnhof zu nehmen. Erst mal frühstücken.
Es gibt Toast, Butter, Marmelade, richtigen Kaffee, Tee, warmes englisches Frühstück (Eier scrambled oder fried), Bohnen in Tomatensauce, Würstchen, Hashbrowns (ein TK-Rösti), und das alles schmeckt wirklich gut und so geniessen wir das Essen, trinken noch ein Glas Orangensaft das dazu gehört, ich gönne mir sogar eine zweite Tasse Kaffee und bete, dass ich das bei der Busfahrt mangels Klo nicht bereuen werde, und dann checken wir aus.
Das Wetter hat ein Einsehen, es tröpfelt nur noch, sowas bringt keinen Hanseaten um, und der grösste Teil der vielleicht 200 Meter zum Bus Stop ist überdacht.
Es ist ruhig, fast leer. Um 9 Uhr morgens am Freitag stapft nur eine wackere Gruppe Japaner mit Schirmen und Guide hinauf zum Bukit St. Paul, wir warten an der Haltestelle am Clock Tower, und besteigen einen roten Bus der Panorama-Linie, der der Urenkel des Vehikels von gestern sein muss (passenderweise heisst die Linie Blue Line).
Der Bus ist modern, klimatisiert, und auch jetzt kostet die Fahrt exakt 1 Ringgit pro Person, und nach einer langen Tour durch das Medan Portugis und die Umgebung landen wir schliesslich wieder an Melaka Sentral, vorbei an islamischen und chinesischen Friedhöfen – und um die Erkenntnis reicher dass wir gestern knapp an einem vernünftigen Essen vorbeigelaufen sind. Nur wenige hundert Meter südlich des Maritimen Museums samt geschlossenem Food Court wäre ein grosses Hawker Center (am Aussichtsturm) und auch der sehnlich vermisste Seven Eleven gewesen…
Kurz vor 10 kommen wir am Busdepot an, um 10 fährt ein Linienbus von Delima nach Kuala Lumpur, den wir auch noch erwischen. Und weiter geht’s.
Mein Fazit für Melaka: Wer sich die Weltkulturerbe-Stadt ansehen will, sollte noch mindestens 2 Jahre warten, bis die Bauarbeiten am Flussufer halbwegs durch sind. Und ich würde dafür maximal einen Tagesausflug aus Kuala Lumpur einplanen, statt hier zu übernachten – viel mehr als das oben beschriebene und ein paar Museen hat der Ort nämlich nicht zu bieten.